Gelöst: Baby übermüdet will aber nicht schlafen?
Sarah Mann Großfamilien-Mama und zertifzierte Babyschlafberaterin |
„Ich warte noch kurz, bevor ich Babylein ins Bett bringe. Dann ist es richtig müde und schläft viel länger!“
Viele Eltern machen (vielleicht unbewusst) die Erfahrung, dass diese Annahme nicht nur falsch, sondern auch zu intensiven Einschlaf-Problemen führen kann.
Dein Baby ist übermüdet, will aber nicht schlafen? Genau hierbei liegt schon der Grund versteckt.
Lies im folgenden Interview mit Sarah Mann, Babyschlafberaterin und Großfamilien-Mama, warum gerade deshalb Babys viel schlechter einschleifen, weil sie übermüdet sind. Erfahre außerdem, warum das so ist, was du in solchen Situationen tun kannst und wie du erst gar nicht vor dieses Problem gestellt wirst.
1. „Was sind Anzeichen dafür, dass mein Baby übermüdet ist?“
Es kann unterschiedliche Gründe dafür geben, wenn Du Dein Baby zu Bett bringen möchtest, aber es die ganze Zeit schreit. Sehr häufig liegt es ganz einfach daran, dass es übermüdet ist. (Wahrscheinlich ist es sogar einer der häufigsten Gründe.)
Die Übermüdungs-Anzeichen kennst Du wahrscheinlich nur zu gut: Neben Schreien oder Quengeln reibt sich Dein Schatz viel die Augen, gähnt oder sucht nach der Brust (bzw. nach dem Fläschchen).
Und je nachdem wie „fortgeschritten“ die Übermüdung ist, lässt sich dein Baby nur schwer beruhigen – selbst mit Stillen, Flasche oder Schnuller nicht.
Typischerweise haben die meisten Babys in einer solchen Situation ein extremes Nähebedürfnis. Das bedeutet, es gibt nun (aus Babys Sicht) keinen besseren Platz als auf Mamas (oder Papas) Arm.
Doch natürlich ist jedes Baby ganz unterschiedlich und drückt seine Müdigkeit dementsprechend individuell aus. Wir sollten also schon frühzeitig Experte darin werden zu erkennen, welche Mimik oder Gestik unser kleiner Schatz benutzt, um uns zu zeigen, dass es Zeit fürs Bettchen ist.
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2. „Warum reagieren Babys so intensiv, wenn sie übermüdet sind?“
Wahrscheinlich können die meisten von uns diese Gefühlslage sehr gut nachempfinden. Denn wenn wir Erwachsenen extrem müde sind, sind auch wir oft angespannt oder sehr empfindlich.
Ist ein Baby übermüdet, leidet es in einer solchen Situation unter Stress. Und weil es außerdem zu lange wach ist, werden nun die Stresshormone Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Der Körper aktiviert also zusätzliche Kräfte, um diesen Zustand zu bewältigen.
Bei älteren Kindern kennt man solche Situationen nur zu gut. „Nach müde kommt albern“ sagt man so schön. Nachdem sie über den müden Punkt hinweg sind, bewirken diese Hormone, dass sie nochmal so richtig aufdrehen und zum Beispiel durch die Wohnung toben.
3. „Fällt es Babys also deshalb so schwer, trotz Müdigkeit einzuschlafen?“
Ja, genau. Die ausgeschütteten Hormone wirken dem Schlaf entgegengesetzt. Während Kinder dadurch oft hyperaktiv werden, fühlen sich Babys einfach unwohl und drücken dies dementsprechend in Quengeln und Weinen aus. An Schlaf ist dabei nicht zu denken.
Manchmal passiert bei Babys sogar das Gleiche wie bei Kleinkindern: Plötzlich sind die Kleinen wieder fit und gut gelaunt – und denken gar nicht daran, dass jetzt eigentlich Schlafenszeit ist.
4. „Und ich dachte immer, es sei gut, wenn man müde Babys ins Bett bringt?“
Ja, das ist es auch. Doch das Problem ist, wenn wir zu lange warten.
Sind Babys übermüdet, ist es für sie nicht entspannt und das Einschlafen fällt ihnen sehr schwer.
Für uns ist es also eine sehr wichtige Aufgabe, die Müdigkeitssignale unserer kleinen Schätze frühzeitig zu erkennen und dann zu reagieren. Auch gute Tagesstrukturen und Abläufe können hier sehr weiterhelfen.
5. „OK. Und was soll ich tun, wenn es doch mal zur Übermüdung gekommen ist? Wie helfe ich meinem Baby?“
Am naheliegendsten ist es natürlich, das Baby versuchen zu beruhigen. Wir geben ihm das was es braucht. Viel Nähe, etwas zu Trinken oder den Schnuller. Ruhiges Singen oder sanfte Musik. Falls das Baby noch klein ist, könnte man auch Weißes Rauschen einsetzen.
Allerdings ist es in manchen Situationen auch besser, vollkommene Ruhe zu haben. Das sollte man einfach testen.
Ansonsten sollte man am besten in einem dunklen oder tagsüber in einem abgedunkelten Raum sein. Das wird ihm helfen, zur Ruhe zu kommen und zu verstehen, dass jetzt Schlafenszeit ist.
Auch Pucken kann zur Beruhigung verhelfen. Das Einwickeln in ein enges Tuch vermittelt oft Geborgenheit und Nähe, da es sie an den Zustand im Mamabauch erinnert. (Mehr dazu: Baby pucken: Anleitung, Antworten und Expertentipps)
Generell ist in dieser Situation alles in Ordnung, solange es ruhig und ohne Hektik geschieht.
Ja, natürlich. Normalerweise sollten wir darauf achten, dass unser Baby keine unpassende Einschlafassoziation entwickelt, weil es diese meistens auch dann einfordert, wenn es nachts weiterschlafen soll. (Wenn es zum Beispiel daran gewöhnt ist, dass es nur beim Stillen oder beim Wippen auf dem Pezziball einschläft, möchte es auch nachts so wieder einschlafen, wenn es kurz aufwacht.)
Doch wie gesagt, das Ziel ist es, dass…
- es jetzt diesen Übermüdungsmoment einfach nur durchsteht und einschläft und
- in Zukunft gar nicht mehr in diese Übermüdungs-Situation hineinkommt.
Es ist sehr wichtig, dass wir danach frühzeitig erkennen lernen, wann unser Kind müde ist. Nur dann können wir das Einschlafen angenehm gestalten.
An eine schöne Bettgehzeitroutine ist zum Beispiel sonst gar nicht zu denken.
6. „Und was mache ich, wenn mein Baby schreit?“
Im Prinzip machst du nicht viel anderes. Wenn du andere Gründe für das Schreien ausschließen kannst, weißt du ja, dass es übermüdet ist und sich in einer Situation befindet, die es einfach überfordert. Es steht unter Stress und das einzige was es braucht, ist sich zu beruhigen.
Was du allerdings auf keinen Fall machen solltest, ist zum einen in Hektik zu verfallen (das ist kontraproduktiv) oder dein Baby sogar zu schütteln! Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man gerade solche intensive (und schlaflose) Zeiten durchmacht. Manchmal ist man verzweifelt und oft selbst total übermüdet. Doch trotzdem ist Schütteln ein absolutes Tabu. Es ist leider schon passiert, dass dies bei Babys Traumata, Verletzungen oder sogar Tod bewirkt haben.
Wenn nichts funktioniert und sich dein Baby schon sehr stark ins Schreien hineingesteigert hat, hilft oft ein Ortswechsel in einen anderen Raum oder sogar in den Kinderwagen und eine Runde Spazieren gehen.
Lies dazu auch: Baby schreit vor jedem Einschlafen? Wie Du jetzt helfen kannst!
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7. „Du hast eben gesagt, dass Tagesstrukturen und Abläufe helfen können, um Übermüdungssituationen zu vermeiden. Kannst Du das noch etwas näher erläutern?“
Wie wir Erwachsenen hat auch Dein Baby einen körperlichen Rhythmus. Es wird alle paar Stunden müde oder hungrig und braucht eine gewisse Stundenanzahl an Schlaf. Jedes Baby ist hier natürlich sehr individuell, doch es gibt schon sehr gute Richtwerte, die bei den meisten Babys ganz gut passen.
Für uns als Eltern besteht nun die Aufgabe, diese Bedürfnisse in eine gute Tagesstruktur zu legen, so dass sich Dein Baby sicher fühlt und seine ganz normalen physischen Bedürfnisse (schlafen, wach sein, trinken) zur passenden Zeit erfüllt werden.
Wenn wir also aus Erfahrung wissen, dass unser kleiner Schatz – wenn es zum Beispiel um 7 Uhr aufgewacht ist – um 9:30 Uhr wieder Schlaf braucht, können wir es schon um 9:15 Uhr darauf vorbereiten. Wir setzen es keinen intensiven Reizen mehr aus und starten eine Bettgehzeitroutine, so dass Babylein Bescheid weiß und sich auf das Schlafen einstellen kann. Dies wird bei ihm auch das Hormon Melatonin verstärkt ausschütten und das Einschlafen unterstützen.
Wenn wir dann noch ein passendes Einschlafritual haben, wird das Einschlafen für unser Baby viel einfacher, weil es immer mehr zu einer Gewohnheit wird. Routinen sind für meisten Babys sehr wichtig.
(In meinem kostenlosen Babyschlafkurs gehe ich auf diese Themen übrigens noch ausführlicher ein – gespickt mit einigen praktischen Hilfestellungen.)
Für uns als Eltern bedeutet dies alles, dass wir zunächst ein paar Hausaufgaben machen müssen, um gutes Einschlafen und eventuell sogar Durchschlafen zu ermöglichen. Wir sollten den Schlafbedarf unseres Kindes herausfinden, die optimale Länge von Wach- und Schlafphasen ermitteln und auch eine angenehme Bettgehzeitroutine etablieren.
Und noch ein kleiner Tipp: Um eine gute Tagesroutine zu bekommen, hilft es oft, ein paar Tage lang aufzuschreiben, wann Babylein Hunger hat oder müde ist. Gewisse Muster lassen sich dabei schnell herausfinden. (Ein kostenloses Babyschlafprotokoll erhältst Du übrigens auch in meinem Babyschlafkurs.)
Was dich auch interessieren könnte:
→ 5 wirksame Schritte, um die Bettgehzeit deines Babys nach vorne zu verlegen
(inkl. Übersicht ideale Bettgehzeiten & Länge der Wachphasen)
Das schöne ist, dass mit einer festen Tagesroutine (was ab 5-6 Monaten möglich ist) sich in den meisten Fällen auch der Nachtschlaf verbessert.
Viele weitere Informationen, Tipps und Tricks zum Einschlafen findest Du übrigens in: Ab wann und wie Babys alleine einschlafen lernen – Der ultimative Guide vom Babyschlaf-Profi.
Noch eine Frage zum Schluss
„Sarah, eine Sache interessiert uns natürlich noch ganz besonders: Du sprichst von Tagesstruktur, Schlafbedarf der Kleinen und Vermeidung von Übermüdung. Wie schafft man das mit sechs Kindern? Die meisten von uns sind schon mit ein oder zwei Kindern gut herausgefordert.“
Ja, es hört sich vielleicht seltsam an. Aber tatsächlich ist vieles ehrlich gesagt mit Kind vier, fünf oder sechs viel einfacher. Tagesrhythmen sind eingespielt, wir als Eltern haben eine Menge Erfahrung und so ist die Umstellung nicht ganz so groß. Die Kleinen werden in eine Familienstruktur hineingeboren, in der sie einfach lernen mitzuleben.
Zudem ist es so, dass die älteren Kinder immer mehr anfangen mitzuhelfen. Die können dann auch mal das Baby abnehmen oder es etwas beschäftigen.
Aber natürlich haben wir trotzdem oft sehr viel Action bei uns zu Hause. Das ist ganz logisch. Jeder bringt seinen Alltag und seine Erlebnisse mit und möchte natürlich auch seine Zeit mit Mama oder Papa haben.
Mit all der Erfahrung schlafen wir zwar etwas besser, weil wir unseren Kindern schon früh geholfen haben, gut zu schlafen. Doch auf der anderen Seite schlafen wir nicht wirklich mehr, weil wir oft spät ins Bett kommen, um auch selbst nochmal eine ruhige Minute für uns zu haben. Insofern war das Wenig-Schlafen in den ersten Babys-Jahren vielleicht ein gutes Training für uns *lach*
Sarah Mann ist begeisterte Großfamilien-Mama und zertifizierte Babyschlaf-Beraterin (mehr über Sarah.) Ausführliche Informationen über ihren kostenlosen Babyschlafkurs mit bereits ca. 10.000 Teilnehmer:innen erhältst du hier.