Dein Baby ist überreizt? Anzeichen und Tipps
Sarah Mann Großfamilien-Mama und zertifzierte Babyschlafberaterin |
Ein voller Tag neigt sich dem Ende. Du bist geschafft und hoffst, dass dein Baby schnell in den Schlaf findet. Doch stattdessen lässt es sich nicht trösten – es weint, will nicht schlafen und scheint völlig überfordert. Erst nach fast einer Stunde findet dein kleiner Schatz (nach vielen Beruhigungsversuchen) endlich in einen unruhigen Schlaf.
Wirkt dein Baby auch häufig überreizt und kommt nur schwer zur Ruhe?
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wodurch Reizüberflutung verursacht wird, wie du es verhindern kannst und wie du ein überreiztes Baby beruhigen kannst.
Was ist Reizüberflutung?
Überstimulation, auch als Reizüberflutung bekannt, tritt auf, wenn ein Baby oder Kleinkind zu viele Umgebungsreize aufnimmt, die es nicht verarbeiten kann.
Babys Gehirn ist diesbezüglich noch nicht so leistungsfähig wie das eines Erwachsenen. Es kann Reize noch nicht so filtern und muss erst noch lernen, Informationen zu sortieren und zu verarbeiten.
Insofern sind Babys gerade in den ersten Lebensmonaten aufgrund ihres empfindlichen Nervensystems für Reizüberflutungen anfällig. Doch auch die Persönlichkeit des Kindes spielt dabei eine bedeutende Rolle. (Manche Kinder sind empfindlicher als andere.)
Woran merke ich, ob mein Baby überreizt ist?
Babys zeigen auf unterschiedliche Weise, dass sie überreizt sind (meistens ist es ein Zusammenspiel):
- Das Baby weint lauter und intensiver als gewöhnlich. Oft wirkt es dabei untröstlich und lässt sich nur schwer beruhigen.
- Das Baby wendet den Blick ab oder dreht den Kopf weg, wenn man versucht, es zu beruhigen. Es kann sich auch von Berührungen zurückziehen, will aber gleichzeitig auf dem Arm gehalten werden.
- Das Baby gähnt viel, reibt sich die Augen und wirkt insgesamt sehr müde, obwohl es Schwierigkeiten hat, in den Schlaf zu finden.
- Es ballt die Hände zu Fäusten, strampelt hektisch mit den Armen und Beinen und wirkt insgesamt angespannt. Manchmal wirkt die Bewegung des Babys ruckartig oder unkontrolliert.
- Ein Art Überempfindlichkeit tritt auf. Normale Geräusche oder Berührungen können dann plötzlich als störend empfunden werden.
- Das Baby beginnt möglicherweise, sich selbst beruhigen zu wollen und saugt deshalb an den Händen oder Fingern. Oder es bedeckt das Gesicht mit den Händen.
- Stimmungsschwankungen treten auf, die sich darin äußern, dass sich Lachen und Weinen schnell abwechseln.
- Manche Babys wollen bei Überreizung ständig auf dem Arm gehalten werden.
Unterschiede bei älteren Babys und Kleinkindern
Ältere Babys und Kleinkinder zeigen oft etwas andere Anzeichen von Überreizung:
- Kleinkinder können sich auf den Boden werfen, schreien und toben, wenn sie überreizt sind.
- Ein überreiztes Kind kann aggressiv werden, anderen gegenüber unfreundlich sein oder sich auffällig hyperaktiv verhalten.
- Das Kind kann plötzlich traurig wirken, ohne erklären zu können, warum. Es kann auch die Zusammenarbeit verweigern und sich konsequent gegen Anweisungen wehren.
Die Anzeichen von Reizüberflutung variieren je nach Alter und Temperament des Kindes, aber sie zeigen stets, dass das Nervensystem des Babys überfordert ist und es Unterstützung benötigt, um wieder zur Ruhe zu kommen.
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Was Inga zu diesem Kurs gesagt hat:
Man hört und liest ja viel über Schlaflernprogramme und Tipps zum Durch-und Einschlafen. Aber in dem Kurs erhält man jeden Tag einen Email mit einzelnen Schritten in die richtige Richtung. Trotzdem kann man alles ganz individuell auf sein Kind und die Familiensituation anpassen. Uns hat es sehr geholfen, nun endlich ein paar Std länger am Stück schlafen zu können. Auch das Einschlafen am Tag dauert max. 5 Min und Abends höchstens 30 Min. Vielen Dank für diesen Kurs!
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Was sind die Ursachen von Reizüberflutung bei Babys?
Eine Überforderung des Nervensystems kann durch verschiedene äußere und innere Faktoren verursacht werden.
Äußere Faktoren
- Laute Geräusche, geschäftige Umgebungen und viele Menschen können ein Baby oder Kleinkind überfordern. Insbesondere Orte wie Einkaufszentren, Restaurants oder Familienfeiern, bei denen viele Reize gleichzeitig auf das Kind einwirken, können zu Reizüberflutung führen.
- Helle Farben, blinkende Lichter oder viele visuelle Eindrücke auf einmal, wie sie beispielsweise durch Fernseher, Tablets oder Smartphones verursacht werden, können für Babys sehr anstrengend sein. Auch anhaltender Hintergrundlärm durch Fernseher oder Radio können manche Babys auf Dauer überreizen.
- Häufige Wechsel der Umgebung, wie etwa bei Ausflügen oder Besuchen, können dazu führen, dass das Baby sich nicht sicher und geborgen fühlt. Diese Unsicherheit kann eine Reizüberflutung auslösen.
- Ein vollgepackter Tagesplan mit vielen Aktivitäten kann Babys schnell überfordern. Sie benötigen ausreichend Pausen, um die aufgenommenen Eindrücke zu verarbeiten.
- Zu viele Besucher oder neue Gesichter, lange Familientreffen oder Feiern oder auch ständiges „Bespaßen“ des Babys kann für viele Babys zu viel sein.
- Fehlende Routine bei Mahlzeiten und Schlafenszeiten kann bei vielen Babys zu Überreizung führen.
Innere Faktoren
Auch innere Faktoren können eine entscheidende Rolle spielen:
- Ein übermüdetes Baby ist besonders anfällig für Reizüberflutung. Wenn ein Baby seine Schlafzeiten verpasst oder unregelmäßig schläft, kann es schnell zu einer Überlastung des Nervensystems kommen.
- Während des Zahnens sind Babys oft gereizter und empfindlicher gegenüber äußeren Reizen. Diese zusätzliche Belastung kann die Fähigkeit des Babys, andere Sinneseindrücke zu verarbeiten, stark einschränken.
- Babys sind Gewohnheitstiere, und eine Störung ihrer gewohnten Abläufe, wie etwa Änderungen im Schlaf- oder Fütterungsrhythmus, kann schnell zu einer Überforderung führen.
Entwicklungsbedingte Faktoren
Und zuletzt kann es auch entwicklungsbedingt zur Überreizung kommen:
- Auch Wachstumsschübe können zu erhöhter Sensibilität und Unruhe führen
- Das Erlernen neuer motorischer oder kognitiver Fähigkeiten kann anstrengend sein und zu Überreizung führen
Im Allgemeinen entsteht Überreizung durch eine Kombination dieser Faktoren. Beachte außerdem, dass Babys unterschiedlich sind. Was für das eine Baby zu viel ist, kann für ein anderes völlig in Ordnung sein.
Beobachte also, was die spezifischen Auslöser für dein Kind sind und versuche entsprechend darauf zu reagieren.
Wenn dein Schatz schneller überreizt ist und mehr Ruhe braucht als andere Kinder, dann ist das völlig in Ordnung so. Jedes Kind ist einzigartig, und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ in der Art, wie es auf die Welt reagiert. Lass dich nicht von den Erwartungen oder Kommentaren anderer unter Druck setzen. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse deines Kindes zu hören – und darauf kommt es an, nicht darauf, wie andere es handhaben. Du machst das genau richtig, indem du deinem Kind gibst, was es braucht.Sarahs Randnotizen
Was sind die Folgen von Reizüberflutung bei Babys?
Natürlich passiert es manchmal, dass Baby von einem intensiven Tag überreizt ist. Diese Momente sind normal. Doch sie sollten nicht zur Regel werden, da die Folgen von Reizüberflutung weitreichend sein können. Sowohl das emotionale Wohlbefinden als auch die Entwicklung deines Babys können dadurch beeinflusst werden:
Schlafprobleme
Ein überreiztes Baby hat oft Schwierigkeiten, in den Schlaf zu finden. Der Grund dafür ist das Stresshormon Cortisol. Dieses wird durch die Reizüberflutung ausgeschüttet und macht es den Kleinen schwer, zur Ruhe zu kommen.
Und selbst nach dem Einschlafen können die Auswirkungen die ganze Nacht über spürbar sein. Vermehrtes Aufwachen und Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen, sind häufige Folgen.
Verhaltensänderungen
Überreizte Babys zeigen häufig deutliche Verhaltensänderungen, wie intensives Weinen, gesteigerte Reizbarkeit und Unruhe.
Emotionale Selbstregulation
Häufige Überreizung kann die Fähigkeit eines Babys beeinträchtigen, seine Emotionen selbst zu regulieren.
(Diese Schwierigkeiten, sich zu beruhigen, können sich sogar bis ins Kleinkindalter und darüber hinaus fortsetzen!)
Entwicklungsverzögerungen
Fehlende Ruhephasen bei Babys und Kleinkindern, um die Reize des Tages zu verarbeiten, können langfristig zu Problemen mit Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit führen.
Warum?
Weil eine ständige Überstimulation die Konzentrationsfähigkeit des Kindes beeinträchtigen – und so zu Lern- und Entwicklungsproblemen führen kann.
Reizüberflutung wirkt sich also nicht nur unmittelbar auf das Wohlbefinden des Babys aus, sondern kann auch langfristige Auswirkungen auf seine emotionale und soziale Entwicklung haben.
Es ist daher entscheidend, dass ihr als Eltern die Anzeichen von Reizüberflutung frühzeitig erkennt und Maßnahmen ergreift, um euer Kind vor Überlastung zu schützen.
Wie kann man Reizüberflutung bei Babys verhindern?
Wir kennen nun die Ursachen und die Folgen von zu vielen Reizen für unsere kleinen Schätze. Die wichtigste Frage ist nun, wie wir Reizüberflutung bei Babys vermeiden – oder zumindest ihre Wahrscheinlichkeit verringern – können.
Im Folgenden einige Tipps:
1. Routinen und Ruhepausen
Schaffe eine feste Struktur im Alltag, mit regelmäßigen Schlaf- und Essenszeiten. Das hilft deinem Baby übrigens nicht nur, sich sicher und geborgen zu fühlen, sondern fördert insbesondere auch seinen Schlaf. Des Weiteren reduziert diese Routine die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind durch ungewohnte oder unerwartete Reize überfordert wird.
Zudem solltest du zwischen Aktivitäten und Ausflügen immer wieder Ruhepausen einplanen. Diese Pausen geben deinem Baby die Möglichkeit, die Eindrücke zu verarbeiten und sich zu erholen. (Zum Beispiel kann nach einem Besuch im Park eine ruhige Zeit zu Hause folgen.)
2. Umgang mit der Umgebung
Es ist hilfreich, eine Umgebung zu schaffen, die wenig visuelle und auditive Reize bietet.
Zum Schlafen solltest du, wenn möglich ein abgedunkeltes Zimmer mit gedämpftem Licht nutzen.
3. Tagesgestaltung
Wenn du spürst, dass dein Kind empfindlich auf Reize reagiert, ist es ratsam, deinen Tag nicht mit vielen Terminen und Ausflügen zu überfrachten. Reduziere Aktivitäten stattdessen auf ein Minimum, denn weniger ist oft mehr, um Überstimulation zu vermeiden.
In jedem Fall ist es sehr wichtig, Bildschirme wie Fernseher, Tablets und Smartphones bei Babys unter 18 Monaten komplett zu vermeiden. Diese können zu einer Überflutung des Nervensystems führen.
4. Reize bewusst steuern
Wenn dein Baby reizempfindlich ist und in eine neue Umgebung kommt, solltest du ihm Zeit geben, sich langsam daran zu gewöhnen. Dies kann durch kurze Aufenthalte und schrittweises Kennenlernen der Umgebung geschehen.
Und vergleicht euch nicht mit anderen. Jedes Baby ist anders – und das ist gut so! Manche Babys sind von Natur aus empfindlicher gegenüber Reizen. Diese Empfindsamkeit ist auch eine Stärke!
5. Beruhigende Bettgehzeit
Regelmäßige Rituale, wie ruhiges Vorsingen oder Erzählen vor dem Schlafengehen oder auch einfach nur sanftes Schaukeln können deinem Baby abends helfen, leichter zur Ruhe zu kommen. Achte dabei unbedingt darauf, dass es noch nicht übermüdet ist, so dass es nicht noch komplizierter wird.
Es ist wichtig, dass dein Baby schon eine gute Zeit vor dem Schlafengehen zur Ruhe kommt, um die Reize vom Tag verarbeiten zu können.
(Hierbei kann dir auch unser kostenloser Babyschlafkurs weiterhelfen.)
Wie kann man ein überreiztes Baby beruhigen?
OK, Notfallplan! Ein solcher muss her, wenn ein Babylein doch mal richtig überreizt ist.
Um es zu beruhigen und um ihm zu helfen, sich zu entspannen, erfordert es einfühlsame und gezielte Maßnahmen:
- Der erste Schritt ist, das Baby aus der überstimulierenden Umgebung zu entfernen. Ein ruhiger, abgedunkelter Raum ist ideal, um dem Baby die Möglichkeit zu geben, zur Ruhe zu kommen.
- Schalte störende Geräusche wie Fernseher oder laute Musik ab. Stattdessen kann leise, sanfte Musik oder weißes Rauschen beruhigend wirken, ohne das Baby zusätzlich zu überreizen.
- Viele Babys finden es beruhigend, sanft in den Armen der Eltern geschaukelt zu werden. Auch ein Tragetuch oder eine Trage kann hier helfen.
- Hautkontakt kann Wunder wirken, um ein überreiztes Baby zu beruhigen. Das Streicheln der Haut, sanftes Massieren oder einfach das Halten des Babys auf der nackten Brust der Eltern kann helfen, das Nervensystem des Kindes zu beruhigen. Dabei sollte in einer leisen, beruhigenden Stimme gesprochen oder gesungen werden.
- Manche Babys reagieren dagegen empfindlich auf Berührungen, insbesondere während der sogenannten „purple crying phase“, in der Babys zwischen zwei Wochen und vier Monaten oft besonders sensibel sind. Wenn das Baby auf Berührungen ablehnend reagiert, kann es hilfreich sein, es in ein sicheres Bettchen zu legen und in der Nähe zu bleiben, ohne es direkt zu berühren.
Vor allem aber solltest du ruhig und geduldig bleiben, wenn dein Baby überreizt ist. Es kann einige Zeit dauern, bis es sich beruhigt und es tut dies nicht mit Absicht. Und umso ruhiger du bist, desto schneller wird es selbst schaffen, zur Ruhe zu kommen.
Schlussgedanken: Ruhe finden – für euch beide
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel dabei hilft, die Bedürfnisse deines Babys besser zu verstehen und Wege zu finden, wie du Überreizung vermeiden kannst. Wenn du merkst, dass dein Baby Ruhe braucht, scheue dich nicht, Pläne flexibel anzupassen – schließlich geht es darum, was deinem Kind guttut.
Denke daran, dass jedes Kind anders ist und seine eigene Balance braucht – vertraue darauf, dass du dein Kind am besten kennst. Und vergiss nicht, auch für dich selbst zu sorgen. Kleine Auszeiten für dich selbst geben dir die Kraft, wieder mit Elan und Begeisterung für dein Baby da zu sein.
Alles Liebe,
Sarah